Ballermann und Ballermoni – Warm Up will gelernt sein! – die Kolumne von Marc DePulse
|
Jedes Raver-Kind weiß, dass eine Nacht musikalisch völlig verschiedene Gesichter hat. Das Warm-Up, die Peaktime und die Früh-Morgen-Stunden bis zum bitteren Ende. Jede dieser Phasen ist eine Kunst für sich, denn zu jeder Nacht- und auch Tageszeit muss man die Crowd anders anpacken. Was sich für viele nach lustigem Vorglühen anhört, ist alles andere als gelacht: das Warm-Up in einem Club zu spielen. Bestenfalls für den Headliner, welcher dann mit einer geschickten Auswahl der aktuellen Beatport-Top 20 die Menge in den Rausch versetzen darf. Nun gut, das war überspitzt. Cool auch, wenn ihr eure 20 Freunde am Start habt, die Punkt Mitternacht den Support für euch auf ein Maximum geschraubt haben und bereits die allseits verachteten Robben-Wechselgesänge („uhä-uhä“) anstimmen. Natürlich machen sie das nicht auf der Tanzfläche sondern direkt hinter dem Pult um die bereits anwesenden fünf Gäste gleich wieder zu vergraulen. Schön auch, wenn alle ihre Jacken und Taschen unter dem Pult in mühevoller Kleinarbeit übereinander gestapelt haben. Aber wehe es fummelt einer daran herum und plötzlich fällt das Kartenhaus zusammen. Denn ich habe heute leider keine Taschenlampe für euch. Punkt 2 Uhr, sämtliche Substanzen haben ihre finale Wirkung entfaltet und ihr kommt aus dem Labern nicht mehr heraus. Aber hey: „Talk to the hand, nervt bitte jemand anderen“. Und: „Nein, die Remixanfrage kann ich leider auch gerade nicht abschließend bearbeiten, auch wenn du mir jetzt schon zum dritten Mal dein Getränk anbietest.“ Immerhin ist der Floor mittlerweile fast so voll wie der DJ. Es wird also höchste Zeit zu übernehmen. Was für den Warm-Up-DJ gilt, gilt auch für jeden anderen Aktiven hinter dem Pult: Umfassende Technik baut man bestenfalls vor der Veranstaltung auf. Im Dunkeln Kabel zu verlegen und die richtigen Steckplätze zu ertasten kann nicht nur seine Zeit dauern, es nervt auch denjenigen, der gerade spielt. Und das kennt jeder aus eigener Erfahrung – es bringt dich einfach aus dem Konzept. Der Warm-Upper hat ein nahezu perfektes Set hingelegt, wenn der Headliner Probleme hat, daran anzuknüpfen, den Vibe zu halten und die Menge jetzt erst Recht in Ekstase zu versetzen. Aber das ist manchmal auch gar nicht schlimm, denn wir sind längst aus der Zeit heraus, wo man das Warm-Up als lästiges Vorprogramm bezeichnet. „Support your local heros“ ist auch ein Grund, warum immer mehr Clubs auf die Fähigkeiten ihrer hiesigen Künstler setzen. Und das ist auch gut so. Ich hatte in den vergangenen Jahren selbst ein paar Mal die Ehre, den Floor für großartige Acts anzuwärmen und weiß daher um die besondere Herausforderung und das Fingerspitzengefühl, was man beweisen muss. Daher gebührt jedem guten Warm-Upper mein größter Respekt. Die Kolumne von Marc DePulse. |